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Für mich geht Freiheit über alles...

Erfahrungen: Patrick und Anna (Video Transkription)

Die Droge wird in der Hinsicht unterschätzt, weil man sagt ‚Es ist ja nur Gras‘. Es ist ja nicht chemisch, es ist ja nicht sowas wie Heroin oder Kokain. Ich habe immer gedacht, ich hab‘s unter Kontrolle. Aber dabei habe ich an einem freien Tag auch mal fünf Gramm weggehauen. 2010 habe ich gemerkt, dass ich abhängig bin. Ich kann nicht mehr schlafen, wenn ich nicht konsumiere. Ich werde aggressiv, wenn ich nicht konsumiere. Ich kriege schwitzige Hände. Das sind halt alles so‘ne Anzeichen gewesen, wo ich mir dann schon selber gesagt habe ‚Okay, du bist abhängig‘. 
Für mich geht Freiheit über alles. Sucht hat nichts mehr mit Freiheit zu tun. Wer süchtig ist, folgt nur noch seinem Bedürfnis, diesen Druck zu stillen, die Gefühle loszuwerden. Aber dann ist man nicht mehr frei, und das ist für mich das Schlimmste gewesen. Das ist wie ein dunkler Begleiter, den wieder loszuwerden ein langer Prozess ist. Das ist nicht nur das Kiffen und die paar Stunden, sondern das ist das ganze Leben. Süchtig zu sein bzw. dann mal wieder aufzuhören, das schickt einen auf Berg- und Talfahrten die in regelmäßigen Abständen dafür sorgen, dass man das Gefühl hat, man steht vor einem Trümmerhaufen, den man sein eigenes Leben nennt.
Das ist es, was mir am allerbesten gefällt. Wenn ich morgens aufwache, weiß ich, wer ich bin, wann ich bin und wo ich bin und wozu ich bin. Die Klarheit zu haben, klare Gedanken fassen zu können, nicht mehr so verpeilt zu sein. Das Tragische am Gras ist, das es jede Genialität im Funken erstickt. Ich bin jetzt auch schon fast sechs Monate clean. In Situationen, die mich aufregen, kriege ich ab und an Suchtdruck, aber den kann ich relativ schnell bekämpfen. 
Ich habe drei Anläufe gebraucht, um rauszukommen. Der Dritte erst war erfolgreich. Beim Zweiten war ich sogar schon in Therapie. 
Ich war fast einen Monat in einer Entzugsklinik, weil mich das Gras depressiv gemacht hat und andere Faktoren aus der Vergangenheit wieder hochgekommen sind, weil man nicht mehr konsumiert und verdrängt. Man hat einfach so viel schon geschafft und erreicht, wenn man nicht mehr kifft. Man ist viel klarer im Kopf. Man kommt mit der Welt um sich rum viel besser klar. Man verschließt sich nicht mehr so zu Hause. 
Kiffen ist ungefähr genauso cool wie Rauchen oder Alkoholtrinken. Daran ist nichts Cooles. Cool ist, wenn man etwas auf die Beine stellt. Cool ist, wenn man seine Fähigkeiten, seine Talente nutzt. Cool ist, wenn man über sich selbst hinauswächst. Kiffen macht das Gegenteil.

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